Als das Frauenzentrum „Hexenbleiche“ in Alzey schloss, war schnell klar, dass für das Hilfs- und Beratungsangebot für Frauen im Landkreis Alzey-Worms schnellstmöglich ein Ersatz gefunden werden musste.
Der Trägerverein Warbede Frauenzentrum Worms e.V. sprang hier in die Bresche und so konnte im März 2021 der Frauennotruf Alzey-Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt an Frauen und Mädchen in der Alzeyer Ernst-Ludwig-Str. seine Arbeit aufnehmen.
Die Fraktionsvorsitzenden der Koalition im Kreistag Alzey-Worms Kathrin Anklam-Trapp (SPD), Dr. Christiane Behm und ihre Stellvertreterin Ute Klenk-Kaufmann (FWG) statteten den neu gestalteten Räumlichkeiten einen Besuch ab, um sich über die Arbeit des Frauennotrufs zu informieren und um im Gespräch mit den Mitarbeiterinnen Regina Mayer und Ronja Scheu zu erfahren, ob und wo die Kreispolitik unterstützend tätig werden kann. Elisabeth Kolb-Noack von der Fraktion Bündnis90/Die Grünen war kurzfristig verhindert.
Diplom-Psychologin Regina Mayer, die die Leitung des Notrufs sowohl in Worms als auch in Alzey innehat, erläuterte das Konzept der Beratungsstelle. Es geht neben der Beratung von Betroffenen, Bezugspersonen und Fachkräften um Präventionsarbeit, die Sensibilisierung für sexualisierte Gewalt in der Gesellschaft und um die Vernetzung von Akteurinnen untereinander. Hier sind zum Beispiel die Gleichstellungsbeauftragten der Verbandsgemeinden, aber auch Gruppierungen wie die Landfrauen Partnerinnen der Zusammenarbeit. Workshops in Schulen oder Jugendeinrichtungen gehören ebenso zum festen Programm der Einrichtung.
Mayer sieht die Notwendigkeit, das Thema in viele verschiedene Bereiche des täglichen Lebens zu tragen. Sei es im Verein, bei Unternehmen oder auch in der Politik, überall sei es notwendig, ein Bewusstsein für die Problematik zu schaffen, so dass Frauen sicher sein können, stets Ansprechpartner*innen und Hilfe zu finden, sollten sie in eine Gewaltsituation kommen. Die Umsetzung der Istanbul-Konvention (s. Infokasten) sollte dabei die Grundlage jeglichen Handelns sein.
Ronja Scheu, Sozialarbeiterin im Frauennotruf, legte dar, dass sexualisierte Gewalt in Familien auch oft mittel- oder unmittelbar Kinder betrifft. Hier sei es im Landkreis Alzey-Worms ein Manko, dass es keine spezialisierte Fachstelle oder Hilfeeinrichtung für Kinder gebe. Der Frauennotruf berät Betroffene erst ab 14 Jahren. Für die Begleitung von Kindern benötige es eine andere Herangehensweise als bei Erwachsenen.
Hier sahen die Politikerinnen einen Anknüpfungspunkt für eine politische Initiative. Intern will man sich damit auseinandersetzen, welche Möglichkeiten es zur Einrichtung einer Kinderschutzstelle im Landkreis gibt.
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